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F3B-Weltmeisterschaft 2015

 

Die F3B-Weltmeisterschaft 2015 findet nahe Arnheim in den Niederlanden statt. Als Piloten haben sich Hans Rossmann, Günther Aichholzer sowie Gerhard und Bernhard Flixeder qualifiziert. Bernhard startet ein letztes Mal in der Juniorenklasse. Im Vorfeld haben wir uns auf einige wenige Trainings beschränkt, das erwartete ‚holländische‘ Wetter mit viel Wind ist in Mitteleuropa nur schwer zu simulieren.

 

Die Piloten reisen durchwegs schon am Freitag an, Günther Aichholzer und Stefan Sporer werden auch am Wochenende stattfindenden Weltcupbewerb teilnehmen. Unsere  Helfer kommen Samstag und Sonntag in Holland an. Durch die F3K-Weltmeisterschaft in Kroatien ist mein Zeitplan etwas im Wanken, wollte ich doch als F3B-Teammanager am Samstag in vor Ort sein. Nach einem Blick auf die Wetterprognose (Regen und Sturm über Holland) und die F3K-Ergebnisliste der Vorrunden (Herrmann Haas auf Rang 6 und damit im Fly-Off) lässt mich zweifeln, ob ich nach den 18 Vorrundenflügen nicht doch das Fly-off mit Hermann in Kroatien bestreiten sollte. Dankenswerter Weise hat mein F3B-Team nichts dagegen und Hermann Haas erreicht zum am Ende den 3. Platz in der F3K-WM.

Arnheim erreiche  ich am Sonntagvormittag – gerade recht zur Modellabnahme. Zwischen den Schauern und bei heftigem Wind endet gerade der Weltcupbewerb – mit gerade einmal einer geflogenen Runde.

Die Ergebnisliste wird mehrfach korrigiert – nicht gerade der beste Auftakt für eine Großveranstaltung und den erklärten Saisonhöhepunkt.

Die Airforce Base Deelen ist riesig groß, aber die Wettbewerbsleitung (Joris ten Holt) hat sich dazu entschlossen, zwei Startstellen einzurichten. Diese sind sowohl voneinander als auch von den Mannschaftszelten jeweils gut 300 Meter entfernt – bei wechselhaftem Wetter können diese langen Wege hinderlich werden.

 

Schon der Montag lässt alle Befürchtungen wahr werden: Die erste Runde startet nach etwas Regen und bei kräftigem Wind schon verspätet in den Zeitflug. Die Schauer werden gegen Nachmittag immer häufiger, sodass bald nur mehr zwischen den Zelten und der Startstelle hin und her gelaufen wird. Piloten und Teammanager treffen sich gegen Mittag und beschließen, die Startstelle näher an die Zelte zu legen. Zum allgemeinen Erstaunen erklärt Joris ten Holt sich außer Stande, den Umbau mit seinen offiziellen Helfern durchzuführen und fordert die Mithilfe der Nationalteams ein. Bei strömenden Regen bauen also die Teams die Startstelle um. Durch den Regen ist der erste Wettbewerbstag mit nur einer halben geflogenen Runde beendet.

Der Dienstag bringt kräftigen bis stürmischen Wind, der in den Hochstarts einige Opfer fordert. Vor allem die älteren Modelle leiden an Flächen- und Verbinderbrüchen. Über den Tag werden die Seile immer dicker und die Modelle immer schwerer. Unzählige heftige Regenschauer hemmen den Fortgang des Wettbewerbs. Am Ende des zweiten Wettbwerbstages ist nur die erste Runde und eine Aufgabe der Runde zwei geflogen. Es regen sich ernste Zweifel, ob unter diesen Umständen das absolute Mindestmaß von fünf kompletten Runden bis Samstagmittag zu erreichen ist.

Wir habe jedenfalls unsere Taktik auf fünf Runden (ohne Streichresultat) eingestellt und versuchen trotz des schwierigen Wetters möglichst wenig Punkte abzugeben. Besonders im Streckenflug kommt es aber für fast alle Teilnehmer zu herben Verlusten, da werden schon fallweise  bis zu 8 Strecken abgegeben. Bei den heftigen Windverhältnissen sind auch allerlei Materialien an der Grenze – aufgebogene Hochstarthaken und gerissene Seile sind leider auch in unserem Team zu verzeichnen.

Der Mittwoch verspricht zwar stabileres Wetter, erfüllt die Hoffnungen allerdings nur teilweise. Die Schauer sind zwar seltener, aber umso länger und heftiger. Die Anlage des Veranstalters quittiert nach einem leichten Gewitter an der Basis B den Betrieb – mitten im Streckenflug nicht gerade gute Aussichten für den Fortgang des Wettbewerbs, der ohnehin schon überspannte Zeitplan ist am Kippen. Joris ten Holt lässt sich schließlich doch noch herab, das Hilfsangebot von Jan Stonavsky in Form von Jans Messanlage anzunehmen. Nach nur einer halben Stunde Unterbrechung hat Jan seine Anlage aufgebaut und es kann weiter gehen – Danke Jan!

Der Donnerstag bringt gutes Wetter, der nachlassende Wind dreht auf Nord und macht einen Wechsel der Windenlinien nötig. Ab diesem Zeitpunkt geht es zügiger dahin. Uns bringt dieser vierte Wettbewerbstag kein Glück:

Bernhard versucht im Speedflug einen Verwender an der B-Linie zu vermeiden und verschrottet sein Modell am Anfang der Runde vier. Keine Chance auf Reparatur, um die beiden anderen Aufgaben noch fliegen zu können. Zu allem Überdruss kommt noch ein ähnliches Missgeschick von Gerhard – das nächste Modell steckt in der Wiese. Zum Glück war der Einschlag diesmal flacher und der Rumpf samt Leitwerk und ein Flügel haben kaum etwas abbekommen. Robert kümmert sich um den gebrochenen Flügel, auf halber Länge sind Schale und der Holm ziemlich sehr weich geklopft. Teile eines Verbinders verwenden wir zum Schienen des Holmes, da arbeiten wir schon mit schwerem Gerät und fräsen die Schadstelle großräumig frei. Zwischendurch fliegen noch die Kollegen den Streckenflug, das heißt für mich, dass ich zwischen Baustelle und Startstelle pendle.

Schließlich schaffen wir die Reparatur bis zum Streckenflugstart – trotz einigem zusätzlichen Ballast hält der Flügel und Gerhard gibt nur wenig Punkte ab. Das thermische Wetter lässt jetzt schon hohe Streckenzahlen zu, die Wetterentwicklung ist gegenüber den stürmischen Zeiten am Anfang der Woche deutlich besser vorherzusagen.

Am Freitag erleben wir dann eine absolute Novität (in Holland): Joris hat einen weiteren Windenparcours eröffnet, da er eine weitere Winddrehung auf Ost erwartet. So erreichen wir einen Tag vor dem Ende der WM den Standardaufbau fast aller Wettbewerbe: Eine Windenrichtung gegen die Hauptwindrichtung samt dem daneben liegenden Parcours und dahinter die Windenlinie für die andere Startrichtung.

Der noch offene Zeitflug der Runde 4 wird gleich mit dem der Runde 5 fortgesetzt. In der morgendlichen Ruhe und ungehinderter Sonneneinstrahlung  zumeist kein Problem. Es folgt der Speedflug in der mittäglichen thermischen Schwächefase. Ab und an baut sich für einige Teilnehmer brauchbares Wetter auf, aber oft müssen ganze Blöcke von Teilnehmern mit Zeiten um die 18 Sekunden Vorlieb nehmen. Auch unser Team ist nicht vom Glück verfolgt, ein kleines bisschen hätten wir uns schon verdient.

Der nachmittägliche Streckenflug wird zum wahren Thermikkrimi, zwischen 10 und 34 Strecken ist alles drin. Das Kurbeln vor dem Einflug wird fast schon zum Standard, was natürlich die Modellidentifikation für die Offiziellen sehr schwierig macht und zu einigen Wiederholungsgruppen führt. Wir geben hin und wieder ein bis zwei Strecken ab, damit können wir leben.

Die offiziellen Helfer arbeiten den ganzen Nachmittag durch und Joris lässt auch noch den Streckenflug der Runde 6 starten. Zu Anfang bleibt es thermisch spannend, bei Günther kurbeln wir weit vor der Basis B auf und haben einen sehr weiten Rückweg in Kauf zu nehmen. Als da auch noch das Wetter aussetzt, fahren wir nur mehr 500 Punkte ein. Wo wir doch noch ein paar Punkte zu retten gehabt hätten… Bei den anderen Teammitgliedern läuft alles halbwegs nach Plan – es wird auch gegen Abend ruhiger und thermisch schwächer.

So verbleiben uns für den Samstag noch ein Zeitflug und ein Speedflug der sechsten und letzten Runde. Ergebnislisten sind wieder einmal Mangelware – mit Not erwische ich eine der Runde 5. Und prompt urgiere ich wieder einmal (ich denke zum vierten Mal) ein falsch eingetragenes Ergebnis bei der Wettbewerbsleitung. Diese Schludrigkeiten sind wohl einmalig in der WM-Geschichte! Was soll man davon halten, wenn bei jedem Teilnehmer mindestens einmal ein falsches Ergebnis eingetragen wird?

Insgesamt sieht es nach meiner Rechnung (unter Berücksichtigung eines Streichers) schon wieder überraschend klar für die Brüder Herrig  aus:

Die beiden haben etwa 3 Punkte Abstand, dann folgt mit einigen hundert Punkten Abstand Andreas Böhlen. Hans Rossmann liegt (ohne Berücksichtigung des Streichresultats ab der vollendeten Runde 6) auf Rang vier – fällt aber jetzt auf Rang 8 zurück. Ich investiere noch den Abend in meine Vorausberechnungen auf Grund der eigenen Mitschriften der Runde 6: Für Bernhard ist der Juniorenweltmeistertitel kaum mehr erreichbar – wenn Johannes Krischke nicht extrem patzt, wird er nicht zu schlagen sein.

Der Samstag erwartet uns wieder mit strahlendem Wetter – wir starten in den Zeitflug der Runde 6. Etwas Gegenwind bringt sehr gute Starthöhen, sodass die Spitzenpiloten nicht in Gefahr kommen.

Nach einer ausgiebigen Rechenpause startet der finale Speedflug in der umgekehrten Reihenfolge der Platzierung. Schon die ersten Hochstarts mit Speedgewicht sehen gar nicht gut aus. Wenig Wind und beständiges Sinken über dem Parcours lassen kaum Zeiten unter 18 Sekunden zu. Nach gut 35 Startern zieht eine kleine Ablösung durch und es gelingen einige wenige Flüge  mit 16er Zeiten. Auch unser Team ist wieder nicht bevorzugt, mehr als seriöse Flüge um die 18 Sekunden sind da nicht drin. Hans Rossmann hat noch Chancen, mit einem guten Speed weiter nach vorne zu kommen. Aber das Wetter zeigt sich hartnäckig und lässt auch bei Hans nur einen 18er zu.

Die große Überraschung steht noch bevor: 2 Starter später funktionieren die Starts plötzlich besser und Andreas Herrig kann mit guter Höhe und etwas Thermikunterstützung eine 15er-Zeit erzielen. Als dann Martin Herrig als letzter Pilot dran ist, deuten schon Schwalben die gute Luft an, die ihn erwartet. Nach dem Hochstart noch etwas gekurbelt – und mit einer 13er-Zeit geht es zum Weltmeistertitel für Martin.

Auf den Plätzen landen Andreas Herrig und Andreas Böhlen. Hans Rossmann erreicht als bester Österreicher den 10. Platz. Die Juniorenwertung geht an Johannes Krischke vor Bernhard Flixeder. Teamweltmeister wird mit großem Vorsprung Deutschland vor Schweden und der Schweiz.

Der etwas traurige Abschluss findet direkt am Platz statt, mit all den Pannen und Pleiten, die diese WM allzeit begleitet haben. Wenn man am Ende noch immer Fehler in den nicht zeitgerecht veröffentlichten Ergebnislisten entdeckt, dann kann man mit einer derartigen Veranstaltung nicht zufrieden sein. Schließlich waren 57 Teilnehmer aus aller Welt am Start und haben viel Zeit und Geld investiert, um an einer WELTmeisterschaft teilzunehmen.

 

Besonderer Dank unseren Helfern, die Urlaub geopfert und keinen Aufwand gescheut haben, um das Team zu unterstützen:

Robert Piss, Patrick Piss, Jürgen Pölzl, Stefan Sporer

 

Piloten:

Günther Aichholzer, Bernhard und Gerhard Flixeder, Hans Rossmann.

 

Teammanager:

Peter Hoffmann

 

Ein subjektiv objektiver Bericht von Peter Hoffmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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